Madama Butterfly, Oper von G. Puccini

Werden wir von Giacomo Puccinis Madama Butterfly je genug bekommen? Die Geschichte der Liebe einer jungen Geisha zu einem amerikanischen Marineoffizier verzaubert uns nach wie vor ebenso wie sie es mit Komponisten tat. Als Puccini während eines Besuchs in London David Belascos Stück Madame Butterfly sah, beschloss er noch während er das Theater verließ, dass er diese Geschichte in Musik umsetzen musste.
Madama Butterfly ist ebenso eine kulturelle wie eine individuelle Tragödie. Cio-Cio-San erträgt die Verachtung ihrer Familie und behält ihren Glauben bei, dass ihr amerikanischer Liebhaber und Ehemann, Lieutenant Pinkerton, zu ihr zurückkehren wird. Doch als der Tag endlich kommt, kehrt Pinkerton nur zurück, um seinen kleinen Sohn mitzunehmen.
Es bestehen wohl keine Zweifel darüber, bei wem Puccinis Sympathien liegen. Die schönste Musik hat er für Cio-Cio-San vorbehalten, am eindrucksvollsten in der markantesten Arie der Oper, “Un bel dì, vedremo”, während Pinkertons Auftritte schroffer und anspruchsvoller sind.
Puccini hat sich dem Werk mit größter Sorgfalt gewidmet. Zusammen mit dem etablierten Team Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, die schon die Librettos für La Bohème und Tosca geschrieben hatten, betrieb er ausführliche Recherchen um sicherzustellen, dass seine Melodien einen wirklich authentischen japanischen Anklang bekamen. Seine Sorgen waren jedoch nicht nur ästhetischer Natur: er bringt uns dazu, durch die Lagen von Cio-Cio-Sans Kostümen und Makeup hindurchzuschauen, um darunter das reine und unschuldige Mädchen zu finden.
Die Premiere von Madama Butterfly an der La Scala in Mailand am 17. Februar 1904 wurde nicht gut aufgenommen. Nach all dem Aufwand, den er investiert hatte, muss es für Puccini eine ernüchternde Erfahrung gewesen sein. Doch statt zu verzweifeln, machte er sich daran, das Werk zu verändern und zu verbessern, so dass es drei Monate später in Brescia eine triumphale Aufführung genoss. Von da an wurde es ein riesiger internationaler Erfolg. Buenos Aires, London, Washington DC, New York und Sydney folgten bald darauf und jede Stadt erlag dem Charme von Madama Butterfly.
Jetzt aufgeführt vom Gran Teatro La Fenice in Venedig, in zwei Akten wie Puccini es ursprünglich vorgesehen hatte, nimmt Madama Butterfly uns weiterhin fest in den Griff, nicht nur durch einen faszinierenden Einblick in eine oft missverstandene Kultur, sondern auch wegen dem, was das Stück über uns selbst freilegt.