Dialogues des Carmélites, Oper von F. Poulenc

Eine Produktion der Oper Dialogues des Carmélites des neoklassizistischen Komponisten Francis Poulenc wird am berühmten Opernhaus La Fenice in Venedig aufgeführt. Das Werk war Poulencs zweite Opernkomposition, und der Franzose schrieb sogar sein eigenes Libretto dafür. Sie wurde zum ersten Mal an der Mailänder Scala am 26. Januar 1957 in italienischer Sprache aufgeführt, obwohl Poulenc sie ursprünglich auf Französisch verfasst hatte; die französischsprachige Fassung wurde später im selben Jahr in Paris uraufgeführt. Die Oper in drei Akten basiert auf dem nicht produzierten Drehbuch mit gleichem Namen des französischen Schriftstellers Georges Bernanos.
Dialogues des Carmélites erzählt die fiktive Geschichte der Karmelitinnen (auch: Karmeliter-Nonnen) von Compiègne. Im Jahr 1794 wurden sechzehn Mitglieder des Ordens in der Endphase der sogenannten Schreckensherrschaft im Gefolge der Französischen Revolution hingerichtet. Diese Geschichte wurde von der deutschen Schriftstellerin Baronin Gertrud von Le Fort in eine Novelle mit dem Titel Die Letzte am Schafott transferiert. Im Jahr 1947 wurde Bernanos gebeten, ein Drehbuch auf der Grundlage dieses Romans zu schreiben, das jedoch nie verfilmt wurde. Nichtsdestoweniger wurde die Adaption zu einem Bühnenstück mit dem Titel Die begnadete Angst umgearbeitet, als das es in Zürich und München, wo es aufgeführt wurde, bekannt war. Poulencs Opernfassung folgte ein paar Jahre später.
Poulencs Partitur für Dialogues des Carmélites ist unverwechselbar. Ein großer Teil der gesungenen Musik ist im Rezitativstil arrangiert, sodass die Interpreten ihre Zeilen in einer rhythmischen Art und Weise vortragen können, die sie weitgehend selbst bestimmen. Das verleiht bestimmten Passagen der Oper einen sehr direkten Stil, der an ein Bühnenstück mit natürlichen Sprechmustern erinnert. Gleichzeitig ist Dialogues des Carmélites jedoch auch sehr melodiös, und der Komponist selbst stellt in seiner Partitur die Inspiration durch andere Größen wie Modest Mussorgsky, Claudio Monteverdi, Claude Debussy und Giuseppe Verdi deutlich heraus.
Die Geschichte, die in Dialogues des Carmélites erzählt wird, ist sehr dramatisch und baut durchgehend Spannung auf. Der dritte Akt beginnt in einer Kapelle, die geplündert wurde, und geht über zu Szenen im Gefängnis und schließlich auf dem Place de la Révolution in Paris, wo die Nonnen und andere Mitglieder ihres Ordens vor dem ultimativen Akt des Glaubens stehen. Die Zuschauer dieser Inszenierung des Gran Teatro La Fenice in Venedig werden angesichts von Poulencs beeindruckender musikalischer Erzählweise und der Wahl seiner tragischen Themen zweifellos ein Wechselbad der Gefühle erleben.