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Zu der Zeit, als er Alcina komponierte, war Georg Friedrich Händel dabei, ein neues Kapitel seiner Zeit in London zu schreiben. Nachdem er einige andere seiner Werke aus dem Bereich der Opera seria an anderen Aufführungsorten präsentiert hatte, war der aus Deutschland stammende Komponist ins neu eröffnete Theatre Royal in Covent Garden umgezogen und brannte darauf, dort Eindruck zu machen. In diesem wichtigen Moment setzte Händel auf eine vertraute Quelle der Inspiration, nämlich auf das Epos ‘Orlando furioso’ von Ludovico Ariosto. Das Werk hatte bereits als Grundlage für Händels frühere Stücke aus der Londoner Zeit, Orlando und Ariodante, gedient. Für sein Debüt im Covent Garden verwandelte er die Story der Zauberin Alcina in eine Oper mit drei Akten, die am 16. April 1735 Premiere feierte. Ähnlich wie Händels andere Opern konnte sich Alcina erst im 20. Jahrhundert als Repertoirestück etablieren, als mehrere erfolgreiche Neuauflagen dem Stück die verdiente Aufmerksamkeit bescherte. In dieser Saison zeigt das Teatro del Maggio Musicale Fiorentino in Florenz eine aufregende und originalgetreue Produktion von Händels Alcina.

Um aus Alcina ein besonderes Erlebnis zu machen, fokussierte sich Händel nicht nur darauf, ansteckende Arien und Duette zu komponieren; er bezog auch mehrere Tanznummern mit ein. Die künstlerische Vielfalt fließt zusammen mit der fantastischen Thematik: die gefährliche Liebe zwischen Alcina, einer Zauberin und dem heldenhaften Ritter Ruggiero, der einen Hang dazu hat, in riskanten Situationen zu landen. Alle Vorsicht fahren lassend, reitet er sein fliegendes Pferd zur magischen Insel und verfällt sofort der schönen Zauberin, die es sich zur Gewohnheit gemacht hat, ihre Liebhaber loszuwerden, indem sie sie in Tiere, Pflanzen oder Steine verwandelt oder in irgendetwas anderes, was ihr in den Sinn kommt. Zum Glück kennt Ruggieros Verlobte Bradamante ihn nur zu gut und folgt ihm; immer bereit, für ihre Liebe zu kämpfen. Es entsteht eine dramatische Auseinandersetzung.

Händels Alcina ist dem Genre nach vielleicht eine Opera seria, doch der epische, märchenhafte Plot ist unglaublich unterhaltsam und ergreifend. Zusammen mit der meisterhaften Arbeit des Komponisten bei Melodie und dramatischem Ausdruck ist das Werk ein seltener Genuss, den das Publikum im Teatro del Maggio Musicale Fiorentino in Florenz in dieser Saison erleben kann.